Der Growildjger ist tot - Max Merkel (1918-2006) 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-19

Er sei fried­lich ein­ge­schlafen, hieß es von Seiten der Familie. Der gebür­tige Wiener hatte gleich drei erfolg­reiche Kar­rieren erlebt. Zunächst als eisen­harter Ver­tei­diger, wo er sowohl für Öster­reich, als auch für Deutsch­land (am 27. August 1939 in Bra­tis­lava 0:2 gegen die Slo­wakei) jeweils ein Län­der­spiel bestritt. Anschlie­ßend als Trainer, wo er mit Rapid Wien (1957), 1860 Mün­chen (1966), dem 1. FC Nürn­berg (1968) und Atle­tico Madrid (1973) ins­ge­samt vier natio­nale Meis­ter­titel gewann. Und schließ­lich 28 Jahre lang als Kolum­nist der Bild-Zei­tung.

Da hab i g’sagt: Sauft’s weiter.“

Nicht erst dort war Merkel für seinen Wiener Schmäh gefürchtet. Als Trainer der Münchner Löwen´ wurde er 1967 vom Deut­schen Fuß­ball-Bund (DFB) zu einer Geld­strafe von 10.000 Mark ver­don­nert, weil er bemerkte, das ein­zige Posi­tive am 1. FC Köln sei der Geiß­bock: Und der stinkt auch noch.´ Über deut­sche Funk­tio­näre behaup­tete er mal: Die wissen nicht einmal, dass im Ball Luft ist. Die glauben doch, der springt, weil ein Frosch drin sitzt.´ Und seine Trai­nings-Methoden erklärte er mal mit einer Anek­dote: Im Trai­ning habe ich mal die Alko­ho­liker meiner Mann­schaft gegen die Anti­al­ko­ho­liker spielen lassen. Die Alko­ho­liker gewannen 7:1. Da hab i g´sagt: Sauft´s weiter.´ Doch Merkel war auch ein harter und vor allem erfolg­rei­cher Arbeiter. Er war in seiner Zeit einer der besten Trainer in Deutsch­land´, sagte Bayern Mün­chens Trainer Felix Magath am Mitt­woch nach der Kunde von Mer­kels Tod: Der deut­sche Fuß­ball beklagt den Ver­lust einer Per­sön­lich­keit.´

Ein Rei­hen­haus in Putz­brunn

Mer­kels Motto war Zucker­brot und Peit­sche´, damit musste er bei seiner ersten Sta­tion als nie­der­län­di­scher Natio­nal­trainer (1954 bis 56) in 18 Spielen nur eine Nie­der­lage hin­nehmen, besiegte unter anderem auch Welt­meister Deutsch­land am 24. März 1956 in Düs­sel­dorf mit 2:1. In Mün­chen und Nürn­berg wurde er im Jahr nach dem Titel jeweils ent­lassen, der FCN stieg anschlie­ßend sogar als bis heute ein­ziger Titel­ver­tei­diger ab. Anschlie­ßend ging Merkel nach Spa­nien, zunächst zum FC Sevilla. Das war viel­leicht die schönste Zeit´, sagte er: Weil das alles mit mensch­li­cher Wärme ver­bunden war.´ Doch schon zu seiner Zeit in Madrid Mitte der 70er Jahre, kaufte er sich ein Rei­hen­haus in Putz­brunn vor den Toren Mün­chens, wo er zuletzt mit seiner Ehe­frau Marion zurück­ge­zogen lebte. Seitdem er auf Grund von Rücken­be­schwerden auf das Ten­nis­spielen ver­zich­tete, wid­mete er sich mehr und mehr klas­si­schen Kon­zerten. Auch ein Wein-Lieb­haber war Merkel, aber andere als öster­rei­chi­sche kamen ihm nicht auf den Tisch.

Basler, die teu­erste Parkuhr der Welt“

Seine Kolumne pflegte der Vater einer Tochter (Maxi, 34), der für zwei Kurz­gast­spiele (Schalke 1975/76 und Karls­ruhe 1981/82) nochmal in die Bun­des­liga zurück­kehrt, bis zuletzt. Noch in diesem Sommer hieß es Max mer­kelt wieder´. Mit Biss, Ironie, nicht selten pole­misch und ver­let­zend. Oft zitiert wurde sein Urteil über Mario Basler. Diesen bezeich­nete Merkel als die teu­erste Parkuhr der Welt. Er steht rum – und die Bayern stopfen das Geld rein´. Als Kolum­nist habe der oft als Läs­ter­maul ver­schriene Merkel, so die Süd­deut­sche Zei­tung, unter den Spie­lern die Beliebt­heit eines Groß­wild­jä­gers im Tier­schutz­ge­biet´ gehabt. Bei den Lesern erfreuten sich seine Bestands­auf­nahmen der Bun­des­liga-Klubs im Sommer und Winter aber größter Beliebt­heit. Seine schönsten Sprüche ver­ewigte sein lang­jäh­riger Arbeit­geber am Mitt­woch auf einer kom­pletten Seite. Es wurde zum unfrei­wil­ligen Nachruf.

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