Pal Dardai schreit um Hilfe 11FREUNDE

Dieser Text erscheint im Rahmen unserer Kooperation mit dem Tagesspiegel.
Als sich die Spieler von Hertha BSC nach dem Schlusspfiff auf den Weg in ihre Fankurve machten, schlugen ihnen wütende Pfiffe entgegen. Nicht weiter ungewöhnlich, wenn man nach einer bemitleidenswerten Leistung 0:3 verloren hat wie Hertha beim Hamburger SV. Doch die Pfiffe kamen vom HSV-Anhang. Aus der eigenen Kurve gab es für die Berliner Spieler Applaus und trotzige Lieder („Zweite Liga, tut schon weh, scheißegal …“).
Das sogenannte Top-Spiel der Zweiten Liga am Samstagabend hat Hertha BSC einige, vor allem unerfreuliche Erkenntnisse beschert. Es hat aber auch noch einmal gezeigt: Die aktive Fanszene übt sich weiterhin in Geduld, auch wenn diese Geduld längst auf eine immer härtere Probe gestellt wird.
„Der Schädel brummt ein bisschen. Das Atmen fällt ein bisschen schwer“, sagte Herthas Abwehrchef Toni Leistner, der am Samstag an seinem alten Arbeitsplatz in Hamburg einen wenig erbaulichen 33. Geburtstag gefeiert hatte. Und das nicht nur wegen der Niederlage. Zu Beginn der zweiten Halbzeit war seine Nase zu Bruch gegangen, doch was Leistner später über seinen Gesundheitszustand sagte, wirkte wie eine Beschreibung von Herthas Gesamtsituation: Der Schädel brummt, und manche verfallen langsam in Schnappatmung.
„Der 1. September ist ein wichtiger Tag. Da wird noch einiges passieren“
Drei Spieltage ist die Saison jetzt alt. Alle drei Spiele hat Hertha verloren und dabei kein einziges Tor erzielt. Nie zuvor ist ein Absteiger mit einer solchen Bilanz in eine Zweitligasaison gestartet. „Es reicht einfach nicht, um Punkte zu holen. Wir laden die Gegner ein“, sagte Herthas Offensivspieler Fabian Reese. „Wir schießen vorne keine Tore, lassen hinten zu viele Chancen zu und kassieren zu viele Tore.“
Ziemlich genau 15 Monate ist es her, dass sich Hertha und der HSV zuletzt im Volkspark begegnet sind. Das Spiel am Samstagabend erinnerte in vielem – der elektrisierenden Stimmung auf den Rängen zum Beispiel – an das Relegationsduell im Mai 2022.
In der Relegation dominierte noch Hertha
Auch fußballerisch gab es auffällige Parallelen. Eine Mannschaft bestimmte das Geschehen gegen einen deutlich überforderten Gegner. Vor 15 Monaten war es der Erstligist Hertha, am Samstag der mutmaßlich künftige Erstligist Hamburger SV.
„Du siehst die Spielkultur, eine eingespielte Mannschaft. Das war heute Bundesliga-Niveau“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai über den HSV. Es sei daher auch „keine Blamage“, gegen eine solche Mannschaft 0:3 zu verlieren. Gegen eine Mannschaft, die kontinuierlich gewachsen ist, die sich gefunden hat und mehr und mehr von sich überzeugt ist. „Ich hoffe, wir sind irgendwann auch so weit“, sagte Dardai.
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